von Agata Ilmurzynska
Die Zahl der Menschen, die das Fahrrad nutzen, ist seit Langem stets gewachsen – seit dem Anfang der Corona-Krise ist sie förmlich explodiert. In unzähligen Städten werden neue Radverbindungen geschaffen – auch Pop-Up-Radspuren. Denn gute Radinfrastruktur ist unabdingbar für sicheres und gutes Radfahren.
Es passt gut zu diesem Trend, dass wir uns heute mit einer Fellbacher Radschnellverbindung beschäftigen. Erfreulicherweise in einer öffentlichen Sitzung, denn es ist höchste Zeit für Beteiligung und Austausch in der Öffentlichkeit.
In diesem wichtigen Projekt müssen wir ein gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmende schaffen. Das schließt auch – und vor allem – die Menschen ein, die zu Fuß unterwegs sind oder in einem Bus beziehungsweise in der Stadtbahn sitzen.
Viele der Menschen, die eine Radschnellverbindung nutzen, sind auf dem Weg zur oder von der Arbeit. Oft erledigen sie unterwegs ihre Einkäufe oder treffen sich mit Bekannten. Davon können Fellbacher Handel und Gastronomie profitieren. Radelnde machen Pausen gerne dort, wo sie gut, sicher und trocken ihre Fahrräder abstellen können. Sind sie mit Pedelecs unterwegs, freuen sie sich besonders über Lademöglichkeiten, wie es sich inzwischen herumgesprochen hat.
Und natürlich sind auch viele Fellbacherinnen und Fellbacher mit Fahrrad unterwegs und zukünftig auf der Radschnellverbindung. Denn nicht nur die momentane Zahl und Herkunft der Radlerinnen und Radler ist wichtig – es geht auch um Entwicklungspotenziale. Wie schon gesagt – gute und sichere Radinfrastruktur steigert die Motivation fürs Radfahren.
Wir werden die beste Variante der Radschnellverbindung in weiteren, breiten Diskussionen finden. Erfreulicherweise bekommen wir dafür Fördermittel in Höhe von 80%. Fürs Planen und Bauen sogar 87,5%.
Wir müssen eine gute Lösung finden, die alle Aspekte berücksichtigt. Zur Sicherheit und zu gutem, gleichberechtigten Miteinander gehört auch Aufenthaltsqualität. Hier nehmen Grünflächen und Bäume eine große Rolle ein. Sollten wir die Variante 1 wählen, müssen wir ein besonderes Augenmerk eben aufs Grün richten. Denn bei dieser Variante können nicht alle Bäume erhalten bleiben. Wie viele Bäume wir dann neu pflanzen? Welche Arten kommen in der Stadt unter den erschwerten Verhältnissen der Klimakrise am besten zurecht? Und nicht zuletzt: wie viel sind wir bereit für etwas größere, ausgewachsene Bäume auszugeben? Bäume, die bald unsere Luft filtern, Mikroklima verbessern und schönen Schatten an heißen Tagen werfen. Dies darf im ganzen Mobilitätseifer nicht unter die (Fahrrad-)-Räder kommen.
Der Radschnellweg RS5 Remstal ist nicht zum ‚Verweilen und Shoppen‘ gedacht- es ist eine Autobahn für Radfahrer. In der Analogie wie die B29 oder der Stadttunnel für Autofahrer. Von daher ist Deine Zielsetzung schon komplett falsch.
Bei Variante 1a/b müssen min. 70-100 gesunde Bäume gefällt werden- ein absolutes NO GO! Niemals! Und das Argument mit dem Neupflanzen von Bäumen, hinkt mittlerweile gewaltig- man kann keine ‚großen‘ Bäume verpflanzen. Nein, nur Jungbäume können neu gepflanzt werden und diese brauchen min. 10 Jahre bis sie richtig verwurzelt sind und auch zur CO2 Bilanz beitragen. Bis dahin sind wir alle abgesoffen. Zumal Fellbach ohnehin wenig Bäume in der Innenstadt hat.
Mein Fazit: Keine der vorgelegten Varianten taugt was bzw. hat einen wesentlichen Mehrwert. Sie wirken unambitioniert, wenig innovativ und die Zeitleiste ist ein Witz: Frühestens 2027/28 würde die Trasse komplett in Fellbach fertig sein. Die unterschwellige Verknüpfung mit der IBA’27 ist hierbei völlig kontraproduktiv.
Es müssen neue Lösungen auf den Tisch. Die mögen baulich zwar teurer sein, aber so macht das keinen Sinn…