Die Einzelhändler in der Bahnhofstraße haben es nicht leicht. Die Konkurrenz – Discounter am Stadtrand und Versandhandel – macht ihnen zu schaffen. Es ist ein Irrglaube, dass man die Kunden zurückgewinnt, indem man sie mit Gratis-Parkplätzen anlockt. An einer vielbefahrenen und zugeparkten Straße verweilen Menschen nicht gerne. Nicht umsonst sind die Ladenmieten in Fußgängerzonen am höchsten. Bestes Beispiel für einen boomenden Handel nach Verkehrsberuhigung: die Maria-Hilf-Straße in Wien.
Handel: Die Mariahilfer Straße im Umbruch
Die Einzelhändler überschätzen meist die Bedeutung des Autos für ihren Erfolg. Eine Umfrage in Graz zeigte, dass die Händler beim Einschätzen der Verkehrsmittelwahl ihrer Kunden fast um die Hälfte daneben lagen, wobei sie das Auto über- und Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr unterschätzten.
Broschüre: Mit Radverkehr dreht sich was im Handel
Auch der Radverkehr ist ein unterschätztes Potenzial: zahlreiche Studien haben durchweg ähnliche Ergebnisse zu Tage gebracht: Radfahrende Kunden kaufen nicht weniger, eher sogar mehr als Autofahrende, und sie unterstützen eher den lokalen Handel als die großen Einkaufszentren mit hektargroßen Parkplätzen. Das Umwidmen von Fahrspuren oder Parkplätzen in Radwege hat Einzelhändler immer beunruhigt, aber im Nachhinein hat es sich immer als kein Problem, oft gar als eine Wohltat erwiesen. Es ist nicht verwunderlich: auf einem Stellplatz kann ein Auto, aber bis zu 10 Fahrräder parken.
Converting Street Parking Into Bike Lanes – Übersicht von 12 Studien
Radverkehrsförderung zahlt sich aus: Radfahrer sind treue und häufige Kunden.
Daher wäre es gut für das Gewerbe – ob Handel, Dienstleistungen oder Gastronomie – die Prioritäten deutlich zu verschieben, zu Gunsten von Fuß- und Radverkehr und unter Einschränkung des motorisierten Verkehrs. Das ist keine gewagte Behauptung oder gar „ideologischer Krieg gegen das Auto“, wie es manche Lokalpolitiker erwidern, sondern die Erkenntnis nach Jahrzehnten der „autogerechten Stadt“.