von Beate Wörner
Unser Statement zur Abrechnungspanne:
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Zull,
Sehr geehrte Damen und Herren,
Vielen Dank für die ausführliche Darstellung des Sachverhalts und den sachlichen Umgang mit der jahrelangen fehlerhaften Abrechnung des Wasserverbrauchs und damit auch der in Rechnung gestellten Kosten für das F3.
Die Einzelheiten möchte ich jetzt nicht mehr aufzählen, ich denke, sie sind inzwischen auch in der Öffentlichkeit hinreichend bekannt.
Positiv anmerken möchte ich in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass Sie, Herr Ammon, als Chef der Stadtwerke sehr offensiv mit dem Thema umgehen. Es ist nicht zwingend und auch nicht unbedingt selbstverständlich, eigene Fehler einzugestehen. Dafür gebührt Ihnen Anerkennung. Ihr Verhalten ist für mich gleichzeitig auch ein Zeichen für Ihre Integrität in dieser Affäre.
Dennoch müssen an dieser Stelle auch die Defizite angesprochen werden, die zu der Fehlabrechnung geführt haben. In erster Linie sind dies ein mangelhaftes Prozess-Management und ein mangelhaftes Controlling. Um solche kostenträchtigen Fehler in Zukunft zu vermeiden, ist es daher zwingend notwendig, die internen Prozesse so aufzusetzen, dass eine derartige Verkettung von Fehlern, wie wir sie jetzt erlebt haben, ausgeschlossen ist.
Diese Forderung gilt sowohl für die Stadtwerke als auch für das F3. Denn ganz offensichtlich hat auch hier das Controlling nicht funktioniert – anders lässt es sich kaum erklären, dass über Jahre hinweg nicht aufgefallen sein soll, dass die verbrauchten Wassermengen für ein Bad in dieser Größe viel zu gering und damit konsequenterweise die Kosten viel zu niedrig waren.
Daher ist unsere Forderung an die Verwaltung, dafür Sorge zu tragen, dass im F3 ein Controlling-System etabliert wird, das diesen Namen auch verdient. Jetzt hat es die Stadt selbst in Hand, was sie aus den Fehlern der Vergangenheit lernt und wie sie mit den Folgen umgeht.
Leider zeigt sich auch in diesem Fall wieder einmal mehr, dass von privaten Unternehmen Gewinne gerne privatisiert und Kosten sozialisiert werden. Davor haben wir zusammen mit der SPD-Fraktion schon bei der Vergabe an den privaten Betreiber des F3 gewarnt. Eine solche Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Kosten darf in Zukunft in Fellbach nicht mehr vorkommen.
Es ist nur recht und billig und auch anständig von den Stadtwerken, dass sie den Bürgerinnen und Bürgern den finanziellen Schaden ersetzen, der ihnen entstanden ist. Jahrelang haben sie zu viele Gebühren für Frischwasser und Abwasser bezahlt – rund 140 Euro für einen Durchschnittshaushalt, wie wir inzwischen wissen.
Die Tatsache aber bleibt, dass die Stadt – und damit letztendlich die Bürgerinnen und Bürger – auf den Kosten beziehungsweise dem entstandenen Schaden von rund 2,3 Millionen Euro sitzenbleibt. Man kann es hin und her rechnen und das Geld von der linken in die rechte Tasche schieben – an der Realität ändert das nichts.
Die finanzielle Entschädigung der Kundinnen und Kunden ist aber nur die eine Seite. Der Imageschaden, der den Stadtwerken durch ihr eigenes Versagen entstanden ist, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Denn leider hat in diesem Fall das bekannte Sprichwort keine Gültigkeit:
„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich‘s weiter ungeniert“.
Der Vertrauensaufbau bei den Kundinnen und Kunden wird eine der wichtigsten Aufgaben der Stadtwerke sein in den kommenden Monaten und vielleicht sogar Jahren.
Mehr infos: Artikel in der Stuttgarter Zeitung