Fellbach steigt in den Zertifizierungsprozess zur Fairtrade-Town ein
Mit 17 Ja-Stimmen verabschiedete der Fellbacher Gemeinderat am 26. Oktober eine Vorlage, mit der die Stadt in den Zertifizierungsprozess zur Fairtrade-Town einsteigt. Die Grünen-Fraktion im Fellbacher Gemeinderat hat dies in der Vergangenheit immer wieder gefordert und ist damit gescheitert. Jetzt endlich hat es geklappt, auch wenn vier der anwesenden Gemeinderatsmitglieder mit Nein gestimmt und acht sich enthalten haben.
Lesen Sie die Stellungnahme unserer Grünen-Stadträtin Beate Wörner, die sie dazu im Gemeinderat abgegeben hat.
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Zull,
Sehr geehrter Herr Erster Bürgermeister Berner,
Sehr geehrte Damen und Herren!
In Abwandlung des bekannten Sprichworts könnte man sagen – „Was lange währt, wird endlich wahr.“ Fellbach will sich endlich auf den Weg zur Zertifizierung als Fairtrade-Town machen.
Unsere Fraktion hat dies ja in den vergangenen Jahren wiederholt beantragt, daher freuen wir uns umso mehr, dass jetzt der Startschuss für den Zertifizierungsprozess fällt.
Und vielleicht ist es ja auch kein Zufall, dass dies gerade während der fünften Fellbacher Weltwochen passiert. Ohne das große ehrenamtliche Engagement vieler Fellbacherinnen und Fellbacher und ohne den unermüdlichen Einsatz von Birgit Held von der Stabsstelle Bürgerschaftliches Engagement gäbe es diese Weltwochen überhaupt nicht. Wir alle können stolz darauf sein. Liebe Birgit Held, vielen Dank dafür.
Dieses große zivilgesellschaftliche Engagement ist ein dickes Plus für das Vorhaben, Fellbach zur Fairtrade-Town zu machen und unsere Fraktion ist davon überzeugt, dass wir alle gemeinsam das schaffen.
Aber bei unserem Beschluss heute geht es noch um mehr als nur den fairen Handel. Der faire Handel, der zu ein bisschen mehr sozialer Gerechtigkeit für die Produzentinnen und Produzenten in den Ländern des Globalen Südens beiträgt.
Wir beziehungsweise die Verwaltung verpflichtet sich mit dem heutigen Gemeinderatsbeschluss auch dazu, ganz bewusst die regionale und lokale Produktion und den regionalen und auch örtlichen Handel zu fördern. Das ist ein weiterer Baustein in der Entwicklung Fellbachs hin zu einer nachhaltigen Stadt.
Denn lokale und regionale Produktion bedeutet auch kurze, überschaubare Wege und damit auch mehr Transparenz für alle Beteiligten. Man weiß eher, wo die Ware herkommt und wie sie produziert wird – ich nenne hier nur das Stichwort „gläserne Produktion“. Und es bedeutet, dass die heimischen Produkte einen kleineren ökologischen Fußabdruck haben als Produkte, die tausende Kilometer zurückgelegt haben. Auch dies ist ein Pluspunkt für die Nachhaltigkeit und zu unserem Klimaschutzkonzept, das wir heute ja auch hier behandeln.
Die Bevorzugung regionaler Ware stärkt auch die heimische Landwirtschaft und die verarbeitenden Betriebe wie Mühlen oder Safthersteller, um nur einige zu nennen.
Es ist gut, dass die Verwaltung mit ihrem Vorhaben keine Gräben zwischen Bio- und konventionellen Landwirten aufreißt, sondern die gute landwirtschaftliche Praxis in den Mittelpunkt stellt. Dass wir als Grüne natürlich gerne alles aus Bioproduktion hätten, muss ich vermutlich nicht extra betonen.
Was wir heute – hoffentlich – beschließen, ist ein guter weiterer Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Noch konsequentere nachhaltige Beschaffung, faire Grabsteine, Verpflegung aus regionaler Bio-Produktion in allen städtischen Einrichtungen – die Liste dessen, was noch gemacht werden sollte, ist lang und wir müssen garantiert noch manches dicke Brett bohren.
Dass wir auf dem Weg unser Ziel nicht aus den Augen verlieren, dafür sorgt sicher die Steuerungsgruppe, der vor allem auch engagierte Fellbacherinnen und Fellbacher und Vertreter:innen der lokalen Wirtschaft angehören. Es ist ein breites Bündnis, das mithilft, den fairen und nachhaltigen Gedanken noch besser in der Stadt zu verankern.
Wir Grüne stimmen der Vorlage zu.