von Beate Wörner
Heute hat der Fellbacher Gemeinderat mit knapper Mehrheit (12 JA, 10 NEIN, 6 Enthaltungen) der Vorlage der Verwaltung zugestimmt, ca. 35 ha als Potenzialflächen für die Entwicklung neuer Gewerbegebiete vorzusehen.
Hierzu siehe auch Anlage 1 Prüfflächenplan und Anlage 2 Potenzialflächen.
Stellungnahme unserer Fraktion
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Zull,
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Soltys,
Sehr geehrte Damen und Herren!
Heute legen wir einen wichtigen Grundstein für die weitere Entwicklung der Fellbacher Gewerbegebiete und in gewisser Weise auch für die gesamte Entwicklung Fellbachs.
In fast schon beschwörender Weise wurde uns in den letzten Wochen und Monaten immer wieder vor Augen geführt, dass die Zukunft Fellbachs untrennbar mit der Ausweisung neuer Gewerbegebiete auf der grünen Wiese verbunden ist.
Ohne die Ausweisung neuer Gewerbegebiete werde Fellbach langfristig wirtschaftlich abgehängt, so hören wir immer wieder von der Verwaltung. Untermauert wird diese Aussage von den Ergebnissen der uns allen vorliegenden Prognos-Studie.
Wir Grünen tun uns sehr, sehr schwer damit, Gewerbe- und Industrieflächen auf der grünen Wiese auszuweisen. Dennoch wissen auch wir, dass die heimische Wirtschaft Spielraum braucht, um sich zukunftsfähig zu entwickeln.
Aber mit der Ausweisung neuer Gewerbegebiete versiegeln wir wieder ein Stück unserer kleinen Gemarkungsfläche und unserer wertvollen Böden. Darauf bin ich in meiner letzten Stellungnahme zu diesem Thema in der Gemeinderatssitzung am 18. Mai ausführlich eingegangen und ich kann hier nur ein weiteres Mal wiederholen: – Was weg ist, ist weg.
Es beruhigt uns Grüne in keinster Weise, wenn in der Diskussion immer von Potenzialflächen die Rede ist und davon, dass die heutige Entscheidung keine „Festlegung für die zukünftige Nutzung“ sei, wie uns seitens der Verwaltung wiederholt versichert wurde und wird. Hier kann ich persönlich nur sagen: Die Worte hör ich wohl, allein – mir fehlt der Glaube.
Sind wir doch einmal ehrlich. Ist das Potenzial erst einmal verbindlich festgestellt, ist der erste Schritt zur Realisierung gemacht. Das lehrt uns die Erfahrung immer wieder. Da ändert auch alles Schönreden nichts dran.
Wir haben vier Gebiete, die potenziell als Gewerbeflächen infrage kommen. Fällt die heutige Gemeinderatsentscheidung positiv aus, kann die Verwaltung in allen vier Gebieten zur Tat schreiten und konkretisierende Untersuchen und Planungen durchführen, „um eine spätere Entwicklung dieser Flächen als Gewerbegebiete zu ermöglichen“, wie es in der uns zur Abstimmung vorliegenden Vorlage heißt. Welches Gebiet wann realisiert wird, hängt dann von verschiedenen Faktoren ab.
Uns Grüne schmerzt es ganz besonders, dass mit dem heutigen Beschluss, so er denn wie erwartet zugunsten der Gewerbeflächenstrategie ausfällt, auch die Erweiterung des Gewerbegebiets Siemensstraße beschlossene Sache ist. – Natürlich immer nur potenziell!
Wir sehen alle vier Gewerbegebiete mit großer Skepsis. Doch bei der Siemensstraße ist sie besonders groß. Dies ist das Gebiet, in dem wir am allerwenigsten eine weitere Gewerbefläche haben wollen.
Für uns Grüne ist die Siemensstraße ein „No-go Area“.
Abgesehen davon, dass es mit die besten Böden auf Fellbacher Gemarkung sind, ist dieses Gebiet als Kaltluftschneise für Fellbach und Schmiden unentbehrlich. Angesichts der Klimakrise sollten wir solchen Umweltfaktoren größte Bedeutung zumessen.
Frische Luft zum Atmen und Böden, auf denen Nahrungsmittel wachsen, brauchen auch noch die Generationen nach uns. Das dürfen wir bei unseren Entscheidungen nicht vergessen.
Die Klimakrise führt dazu, dass ganze Regionen auf anderen Kontinenten, in denen heute noch Nahrungsmittel auch für uns erzeugt werden, in Zukunft für die Nahrungserzeugung unbrauchbar sein werden.
Es ist also auch ein Stück weit Daseinsvorsorge für uns und vor allem für die nachfolgenden Generationen, wenn wir unsere Böden erhalten.
Kein Geld der Welt, auch keine Gewerbesteuereinnahmen, können die Leistungen, die ein fruchtbarer Boden für uns hat, wieder ersetzen.
Wir, die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, stimmen der Vorlage nicht zu.
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