Unser Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Verlängerung der Bahnsteige der U1:
Ungeachtet dessen, ob die Endhaltestelle an ihrem jetzigen Platz verbleibt oder nach Westen verschoben wird, bietet es sich an, den Knotenpunkt als Ganzes gründlich zu überlegen. Für Menschen, die zwischen dem Bus 60 und der U1 umsteigen, ist die Querung der Kreuzung immer mit einem Nervenkitzel verbunden: wird es noch grün, bevor die Stadtbahn oder der Bus losfährt? Die Rotphasen sind unerträglich lang, wenn der Anschluss schon wartet und der nächste Bus erst in 30 Minuten kommt (wie es in den Abendstunden ist).
Ein Umbau der Haltestelle und des Platzes ist eine Investition für Jahrzehnte. Ein guter Moment, um verschiedene Ideen gut zu analysieren. Unsere Idee ist, die Haltestelle der Busse in Richtung Bahnhof auch an die Tainer Straße neben die Stadtbahnhaltestelle zu verlegen. Dazu müssten nur die Busse, die nach Norden fahren, eine kleine Schleife machen, ähnlich wie am Fellbacher Bahnhof. Damit würde nicht nur ein Queren der Cannstatter Straße überflüssig, sondern die Fußwege würden deutlich verkürzt – besonders wichtig für Menschen mit Behinderung, mit schwerem Gepäck oder Kinderwagen, die auf einen gut funktionierenden ÖPNV angewiesen sind.
Diesen Antrag hat unsere Fraktion heute gestellt:
Prüfantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Vorlage 111/2021 „Entwicklung Mitte Fellbach – Standort und Umbau der Stadtbahnhaltestelle Lutherkirche“
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Zull,
die im Zusammenhang mit der geplanten Verlängerung der U1-Endhaltestelle Lutherkirche diskutierte Verlegung der bisherigen Endhaltestelle in Richtung Westen auf Höhe des Alten Friedhofs stellt eine Verschlechterung der Anbindung der Haltestelle der Buslinie 60 Richtung Oeffingen in der Cannstatter Straße dar. Diese Verschlechterung der Anbindung hätte laut Prognose der SSB auch einen Rückgang der Fahrgastzahlen um zirka fünf Prozent zur Folge. Diese negative Auswirkung steht in diametralem Gegensatz zu der Absicht, durch den Ausbau der Züge auf 80 Meter das Angebot des ÖPNV auch für Fellbach deutlich zu verbessern.
Wir bitten daher die Verwaltung zu prüfen, ob grundsätzlich eine Verlegung der Haltestelle der Buslinie 60 Richtung Oeffingen vom derzeitigen Standort in den Bereich der Abfahrtshaltestelle der Buslinie 60 in Richtung S-Untertürkheim direkt am Endhaltepunkt der U1 möglich ist. Mit einer solchen Verlegung könnten die Fußwege deutlich verkürzt und so einem Fahrgastschwund entgegengewirkt werden. Und auch wenn die Endhaltestelle der U1 am bisherigen Standort bleibt, hätte diese Verlegung der Bushaltestelle Vorteile für viele umsteigende Fahrgäste, die derzeit eine lange Rotphase beim Überqueren der Cannstatter Straße abwarten müssen; es würde mehr Sicherheit für die Umsteiger:innen bringen.
Voraussetzung für eine Verlegung wäre die Anlage eines Kreisverkehrs im derzeitigen Kreuzungsbereich Cannstatter Straße / Seestraße / August-Brändle-Straße sowie nach Möglichkeit die Anlage eines weiteren Kreisverkehrs im Bereich der Einmündung der Bahnhofstraße in die Tainer Straße oder weiter westlich. Die Einrichtung eines Kreisverkehrs im Kreuzungsbereich Cannstatter Straße / Seestraße / August-Brändle-Straße würde bei einer zu erwartenden niedrigeren Geschwindigkeit des Verkehrs gleichzeitig den Verkehrsfluss verbessern. Dadurch verringert sich die Umwelt- und Lärmbelastung, die durch das Warten, Stoppen und Anfahren entsteht. Diese erfreulichen Nebeneffekte geben ein weiteres Plus an Sicherheit und verbesserter Lebensqualität für alle Verkehrsteilnehmer:innen und Anwohner:innen.
Wir bitten die Verwaltung zu prüfen, ob eine Einrichtung dieser beiden Kreisverkehre oder eine andere Lösung zur Zusammenlegung der beiden o.g. 60er-Haltestellen möglich ist.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Agata Ilmurzynska gez. Beate Wörner
Die folgende Stellungnahme hat in der Sitzung des Gemeinderats am 18. Mai Agata Ilmurzynska vorgetragen:
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Zull, sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Soltys,
sehr geehrte Damen und Herren,
Uns steht eine Umstellung auf die 80-m-Züge der Stadtbahn bevor.
Seit Oktober 2020 wissen wir, dass es viel schneller erfolgen wird als ursprünglich geplant. An sich ist es eine gute Nachricht, das weiß man, wenn man schon Mal das Stadtbahnfahren in vollen Zügen genossen hat.
Die Schattenseite dieser Nachricht – wir müssen schneller planen, auch im Falle der Endhaltestelle.
Wir haben einen Vorschlag der SSB auf dem Tisch: Verlängerung der bestehenden Endhaltestelle nach vorne und nach hinten.
Und gleich daneben einen Vorschlag der Verwaltung: Die Verlängerung mit einer Verlagerung zu kombinieren und die Haltestelle auf die Höhe des Alten Friedhofs zu verlagern.
Gleichzeitig fasst die Stadt die Flächen der jetzigen Endhaltestelle ins Auge, um dort eine Stadtmitte zu kreieren.
Denn Fellbach sucht seine Mitte – immer noch.
Dass man dabei gleich auf das Areal ums Rathaus schaut, ist selbsterklärend.
Hier eröffnet sich ein Spannungsfeld zwischen der Stadtplanung und der Mobilitätsplanung. Im Idealfall müssten sich diese zwei Bereiche ergänzen. Idealfälle sind aber schwer zu erreichen.
Was haben wir hier zur Auswahl?
Wir können den Bereich neu ordnen. Wenn wir die Endhaltestelle verlagern, steht uns mehr Platz zur Verfügung.
Aber auch ohne Verlagerung kann man sich Gedanken über eine Neuordnung machen. Wichtig wäre zu klären, was in diesem ganzen Areal nordöstlich von Rathaus und Lutherkirche stadtplanerisch überhaupt möglich wäre.
Vielleicht ließe sich die „Beton-Grünfläche“ zwischen dem Weltladen und der Cannstatter Straße umgestalten – mit weniger Beton und mehr Grün – inklusive Bäume? Vielleicht ließe sich dort, im Grünen, auch der in der Vorlage erwähnte Mobilitätspunkt platzieren?
Natürlich wäre das auf der Fläche der jetzigen Endhaltestelle einfacher – aber eben anstatt der Stadtbahnhaltestelle, nicht direkt daneben.
Das alles ist nicht einfach zu entscheiden – und das alles gehört geprüft.
Egal, wo die Haltestelle sich befindet – sie trennt Wege, sowohl für den Fuß- wie auch für den Radverkehr.
Das ist halt so mit der Stadtbahn – sie gehört in die Stadt, sie kann eine große Zahl Fahrgäste befördern, sie schafft aber auch Barrieren. Das tun auch Straßen. Das tun auch Flüsse. Und trotzdem, oder gerade deswegen, sind Städte an Flüssen und an Wegekreuzungen entstanden.
Für die Abwägung, welche Platzierung mehr Wege zerschneidet, brauchen wir Zahlen.
Wir möchten nachfragen, ob die von uns eingeforderten Ergebnisse der früheren Zählungen des Schülerverkehrs in der Achse Pfarrer-Sturm-Straße, Z-Übergang und Fuß- und Radweg entlang der Friedhofsmauer schon vorliegen?
Und wenn wir schon bei Barrieren sind: Wir begrüßen, dass die Gruppe „Fellbach Hürdenlos“ involviert wird und gehen davon aus, dass danach auch die eine Stellungnahme der städtischen Inklusionsbeauftragten, Frau Gamsjäger, um die wir auch gebeten haben, vorgelegt wird.
Klar ist, dass die Verlagerung für die Menschen, die zwischen der Buslinie 60 und der Stadtbahn umsteigen, eine Verschlechterung bringen würde. In diesem Fall wären Fördergelder kaum zu erwarten, die bekommt man nur bei einer klaren Verbesserung.
Hier haben wir also ein weiteres Spannungsfeld: Neugestaltung und Finanzen. Denn die Kosten der Verlängerung an Ort und Stelle würde die SSB voll übernehmen – wohl gemerkt, mit Bundes- und Landesfördermitteln.
Sollten wir uns für die Verlagerung entscheiden – zahlt die SSB nur den notwendigen Anteil, also 1,1 Mio. nach jetzigen Berechnungen. Das heißt, die Stadt muss dann weitere 1,1 Mio. übernehmen.
Vielleicht ist die Neuplanung es wert – auch das müssen wir abwägen.
Wie wir sehen, stehen wir hier vor einer sehr komplexen Entscheidung. Die vielen Aspekte wollen abgewogen und überlegt werden.
Meinungen in unserer Fraktion bilden die unterschiedlichen Meinungen in der Bürgerschaft ab – denn wir haben endlich eine öffentlichen Diskussion – wir diskutieren die Chancen und Risiken und haben noch keine fertigen Rezepte.
Bevor wir zur Entscheidungen kommen, suchen wir nach Verbesserungspotenzialen – und die sehen wir in einer Zusammenlegung der Haltestellen der Buslinie 60 in beiden Richtungen – und zwar an der jetzigen Endhaltestelle der Stadtbahn.
Denn egal, wie wir über die Endhaltestelle entscheiden – entweder bringt es bessere Umsteigemöglichkeit für die nicht verlagerte Endhaltestelle oder es mildert die Verschlechterung durch längere Umsteigewege bei der Verlagerung.
Wir warten mit Spannung auf die Ergebnisse der von uns gestern beantragten Prüfung dieser Idee und suchen in der Diskussion weiter nach der besten Lösung.
Vielen Dank.
Ein Kommentar