PV-Balkonkraftwerke: „Jede Anlage zählt“

Stadt will Mini-PV-Anlagen fördern

Balkonkraftwerke lohnen sich. Das war die Botschaft, die alle von dem Infoabend zu Mini-PV-Anlagen mit nach Hause nahmen. Eingeladen hatten dazu die Fellbacher Grünen, die sich für den Abend Fachleute der Bürgerinitiative Waiblingen Klimaneutral! geholt hatten. Tilman Wied vom Vorstand des Fellbacher Ortsverbandes Bündnis 90/Die Grünen bedankte sich bei seiner Einführung bei den Mini-PV-Fachleuten aus Waiblingen für die konstruktive Nachbarschaftshilfe in Sachen Energiewende, bei der alle Bürger mitmachen können.

„Jede Anlage zählt“, machte Daniel Scheuerle in seinem Vortrag klar und nannte auch gleich einige Dauerstromverbraucher im Haushalt, deren Energiebedarf mit dem Strom aus einer Mini-PV-Anlage gut abgedeckt werden kann. Dazu gehört zum Beispiel der Internetrouter, der über 24 Stunden betrachtet nur unwesentlich weniger Energie verbraucht als ein Kühlschrank. „Solche Verbräuche lassen sich mit einem kleinen Modul gut abdecken.“ Nicht der maximale Jahresertrag ist wichtig, so die Fachleute von Waiblingen Klimateutral!, sondern der Ertrag zur richtigen Tageszeit. Das heißt, wenn der betreffende Haushalt die Energie am besten nutzen kann. Schafft man sich heute ein Balkonkraftwerk in der mittleren Preiskategorie an, hat es bereits nach fünf Jahren amortisiert, haben die Waiblinger PV-Praktiker ausgerechnet.

Eine Mini-PV-Anlage ist netzgebunden und besteht üblicherweise aus einem oder zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter, die derzeit erlaubte Leistung eines Balkonkraftwerks sind 600 Watt. Diese wird sich auf 800 Watt erhöhen, sobald das sogenannte Solarpaket I noch in diesem Jahr durch den Gesetzgebungsprozess durch ist. Damit verbunden ist auch noch die Lösung eines anderen Problems, mit dem viele konfrontiert sind, die eine Mini-PV-Anlage auf ihrem Balkon installieren wollen. Noch brauchen sie, wenn sie Mieter sind, die Genehmigung des Vermieters. Und wenn sie in einer Eigentumswohnung wohnen, müssen die anderen Eigentümer der Installation des Balkonkraftwerks zustimmen. Auch das soll sich ändern. Der Aufbau einer Mini-PV-Anlage wird in Zukunft eine sogenannte privilegierte Maßnahme sein, gegen die weder Vermieter noch Eigentümergemeinschaften Widerspruch einlegen können.

Wer eine Mini-PV-Anlage installiert, braucht einen Zweirichtungs-Stromzähler mit Rücklaufsperre und phasensaldierendem Betrieb. Das bedeutet, dass der eigenproduzierte Strom ebenso berücksichtigt wird wie der Strom, der vom Energielieferanten bezogen wird. Moderne Stromzähler können das; wer noch einen alten hat, sollte ihn austauschen. In Fellbach ist das kein Problem, die Stadtwerke machen das, und zwar kostenfrei, wie Sinan Stoye von den Stadtwerken bei der Veranstaltung sagte. Und mehr noch – wer den Strom seiner Mini-PV-Anlage nicht selber ganz verbrauchen kann und ihn ins Netz einspeist, dem zahlen die Stadtwerke sogar Geld dafür in Höhe der aktuellen Grundvergütung. Das ist eine Ausnahme, denn normalerweise bezahlen die Energieversorger für so kleine Strommengen nichts, da sich für sie der Aufwand nicht lohnt, so die Begründung.

Und auch die Fellbacher Stadtverwaltung ist gegenüber Balkonkraftwerken sehr positiv eingestellt. „Uns liegt als Stadt viel daran, dass wir die Dinge auf die Straße bringen. Wir unterstützen alles, was nicht fossil ist“, so Baubürgermeisterin Beatrice Soltys bei der Infoveranstaltung. „Wir bereiten gerade ein Förderprogramm auch für kleine PV-Anlagen vor.“ Es soll noch vor der Sommerpause verabschiedet werden und rückwirkend ab Januar dieses Jahres gelten.

„Es ist gut, dass die Energiewende in Fellbach endlich Fahrt aufnimmt und auch die Verwaltung und die Stadtwerke das offensiv unterstützen“, sagte Beate Wörner vom Vorstand des Ortsverbands Fellbach von Bündnis 90/Die Grünen. „Wir haben noch viel ungenutztes Potenzial auf Balkonen und Dächern.“ Und die Waiblinger Landtagsabgeordnete Swantje Sperling (Bündnis 90/Die Grünen) ergänzte: „Die kleinen Anlagen bieten grandiose Möglichkeiten. Photovoltaik ist in vielerlei Hinsicht wertschöpfend, vor allem auch fürs Handwerk im Rems-Murr-Kreis.“

Tittelbild: Balkon-Solarmodul – und sie stehen dahinter (von links nach rechts): Tilman Wied (Grüne Fellbach), Sinan Stoye (Stadtwerke Fellbach), Swantje Sperling MdL (B90/Die Grünen), Beate Wörner (Grüne Fellbach), Beatrice Soltys (Baubürgermeisterin Fellbach).

Martin Lang (Bürgerinitiative Waiblingen Klimaneutral) demonstriert Montagemöglichkeiten für PV-Anlagen

BU MiniPV_02: Schrauben, Winkel, Schienen, Wechselrichter – Martin Lang von Waiblingen Klimaneutral! hatte alles zum Anschauen dabei, was für eine Mini-PV-Anlage notwendig ist.