Unsere Stellungnahme zur Vorlage 106/2023 Radnetzkonzeption Startmaßnahmen
von Uli Kuhnle
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Zull,
Meine Damen und Herren,
„Besser spät als nie!“, lautet ein Sprichwort. Während andere Städte und Gemeinden längst ein dediziertes Radnetzkonzept erfolgreich verfolgen, beschließen wir erst heute im Fellbacher Gemeinderat die ersten konkreten Maßnahmen, um unser eigenes Radnetzkonzept voranzubringen. Die nach Meinung unserer Fraktion gut durchdachte Netzplanung lässt uns hoffen, dass der Radverkehr in Fellbach in naher Zukunft den Stellenwert bekommt, den er im Sinne der Verkehrssicherheit und der Mobilitätswende zweifelsfrei verdient. Aber, wir stehen erst am Anfang, und eine zügige Umsetzung und Weiterentwicklung ist dringend notwendig. Als eine der ersten Maßnahmen soll der Radverkehr in der Butterstraße in Schmiden eine eigene Abbiegespur in Richtung Brunnenstraße erhalten. In Anbetracht des begrenzten Raumes an dieser Stelle eine gute Lösung, von der wir uns eine Erhöhung der Verkehrssicherheit erwarten. Des Weiteren sollen in den bereits ausgewiesenen Radstraßen weitere Markierungen und Beschilderungen erfolgen. So soll dort in Zukunft ein Überholverbot von Radfahrenden gelten. Auch wenn dies vermutlich nicht von allen Verkehrsteilnehmern eingehalten wird, so sinkt zumindest die Anzahl an Überholvorgängen, gerade in Engstellen. Die, die dort regelmäßig mit dem Rad unterwegs sind, wissen, dass der gesetzliche Mindestabstand beim Überholen von 1,5m immer wieder nicht eingehalten wird, sei es nun aus Unwissenheit oder Ignoranz. Auch die angedachte optische Verengung durch markierte Sicherheitstrennstreifen sowie eine türkisene Begleitlinie unterstreichen den Anspruch, das KFZ in den Fahrradstraßen verkehrsrechtlich lediglich geduldet werden. Vielen Verkehrsteilnehmern ist es leider weiterhin nicht klar, dass in Radverkehrsstraßen die Radfahrenden absoluten Vorrang haben und so beispielsweise nebeneinanderher fahren können, auch wenn der motorisierte Verkehr dadurch ausgebremst werden sollte. Optimalerweise gehören also gar keine KFZ in solche Straßen. Aber, wir kennen alle unsere beengten Fellbacher Verhältnisse, und die Anwohner müssen ja auch zu ihren Wohnungen fahren können. Gerade deshalb ist die vorgeschlagene Anlieger-Frei-Regelung in der Pfarrer-Sturm-Str. und der Theodor-Heuss-Str. so wichtig! Wenn es schon nicht möglich ist, diese Radverkehrs-Hauptachsen autofrei zu halten, muss wenigstens der bloße Durchgangsverkehr ausgeschlossen werden. Wir wissen natürlich, dass ein Anlieger-Frei-Verbot nur schwer zu kontrollieren ist, und doch ist es völlig falsch davon auszugehen, dass sich niemand daran hält. Denn, die große Mehrheit befolgt weitgehend die Regeln, nicht allen ist ein Verkehrszeichen einfach mal egal. Wahrgenommen wird aber wie immer nur die auffällige Minderheit. Gehen wir davon aus, dass ein bedeutender Teil sich an das Verbot der Durchfahrt hält, so nimmt der Verkehrsdruck für die Radfahrenden, unter denen sich viele Kinder und Jugendliche auf ihrem täglichen Schulweg befinden, sicher spürbar ab. Das sind die Startmaßnahmen, viele weitere Ideen müssen in Zukunft eingebracht und umgesetzt werden. Wie etwa kann man die beiden Radstraßen, die durch die Stuttgarter Straße getrennt werden, besser verbinden, immerhin ist die schräge Verschwenkung nach jeweils links zum Übergang kritisch zu sehen? Wie soll in Zukunft die Querung der Bahnlinie aussehen? Wir sind jedenfalls sehr gespannt und freuen uns, dass es endlich losgeht. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unterstützt die heute Vorlage.
Vielen Dank!