Wahlprogramm 2024 – Klimaschutz

1 Ein klimagerechtes Fellbach

Heute planen wir unsere Stadt für morgen. Die Maßnahmen, die wir heute zur Anpassung Fellbachs an den Klimawandel treffen, kommen unseren Kindern und Enkelkindern zugute. Alles, was wir unternehmen, um die Stadt widerstandsfähiger zu machen gegen die Auswirkungen des Klimawandels wie extreme Hitze, Dürre oder Extremwetterereignisse, ist eine Investition in die lebenswerte Zukunft nachfolgender Generationen. Gleichzeitig brauchen wir Maßnahmen, um das Klima zu schützen. Ausbau der erneuerbaren Energien, massive Einsparungen bei der grauen Energie und eine nachhaltige Mobilitäts- und Verkehrswende sind wichtige Aufgaben.  

1.1 Stadtentwicklung und Begrünung von Flächen

Durch die Begrünung von bestehenden Siedlungen, Gewerbegebieten und Neubauprojekten sowie der Anlage von Biotopen und Teichen gestalten wir Fellbach zu einer Schwammstadt und schaffen gleichzeitig mehr Lebensraum für unsere Tiere und Artenvielfalt für unsere Pflanzen. Beim Schwammstadtprinzip wird anfallendes Regenwasser in der Erde gespeichert, sodass beispielsweise bei Starkregen das Wasser zurückgehalten wird. Unsere Grünflächen saugen das Regenwasser wie ein „Schwamm“ auf. Das ermöglicht die ressourcen- und kostenschonende Bewässerung von Grünpflanzen und die Anreicherung von Grundwasser. Neben der weiteren Begrünung trägt auch die Entsiegelung, beispielsweise durch die Nutzung von Sickerpflaster anstelle von Asphalt beim Neubau oder der Sanierung von Gehwegen zur Schwammstadt bei.

Gleichzeitig sorgen wir mit der Anpflanzung neuer Bäume und dem Erhalt alter Bäume langfristig für mehr schattige Plätze und so für ein kühleres Klima in unserer Stadt.

Dafür setzen wir uns ein:

  • Mehr artenreiche Grünstreifen entlang von Straßen und Wegen
  • Entsiegelung und Begrünung von Schulhöfen und Flächen um das Areal der Schwabenlandhalle
  • Die Aktivierung ungenutzter Flächen der Stadt zu Grünflächen, Spielplätzen und für urbanes Gärtnern, um für alle Bürgerinnen und Bürger Teilhabe am Klimaschutz zu gewährleisten
  • Ökologischer Umbau der bestehenden Gewerbegebiete sowie Entsiegelung von Parkplätzen und anderen versiegelten Flächen in diesen Gebieten
  • Eine größere Grünfläche, die auch als Spielplatz genutzt werden kann, vor der ehemaligen VHS in der Theodor-Heuss-Straße
  • Begrünung von Dächern und Fassaden
  • Anlage neuer Biotope in Fellbach, beispielsweise auf dem Schmidener Feld
  • Mehr Grün auf dem Stuttgarter Platz
  • Weitere Nachpflanzung klimafester Pflanzen- und Baumarten im Stadtgebiet
  • Aufstellen zusätzlicher Pflanzkübel, passend zum Stadtbild
  • Hochbeete oder Pflanzen eines weiteren Baums als Ergänzung zu den Pflanzkübeln vor dem Stadtmuseum
  • Einbau von unterirdischen Zisternen für Regenwasser, wo dies im Stadtgebiet möglich ist
  • Mehr öffentliche Trinkbrunnen
  • Innovative Beschattungskonzepte zum Schutz gegen Sommerhitze

Das haben wir erreicht:

  • Schaffung einer Stelle für Klimamanagement1
  • Zusage, dass die Stadt einen Hitze- und Kälteschutzplan sowie einen Katastrophenschutzplan ausarbeitet
  • Das Gewerbegebiet an der Siemensstraße wird das grünste Gewerbegebiet in
    Fellbach
  • Zusätzliche Bäume und Pflanzbeete auf dem Vorplatz des F3
  • Pflanzung eines zusätzlichen Baumes auf dem Cannstatter Platz

1.2 Klimaneutrale Energieversorgung

Fellbach soll eine klimaneutrale Stadt werden, die sich, soweit es geht, mit ihrer eigenen Energie versorgt.

Erneuerbare Energien spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn sie sind kostengünstig, zuverlässig und sichern eine unabhängigere und nachhaltige Stromversorgung.

Die lokale Energiegewinnung möchten wir durch die Gründung einer Energiegenossenschaft unterstützen oder in Kooperation mit den Stadtwerken Fellbach verwirklichen. Fellbacherinnen und Fellbacher profitieren dadurch von günstigeren Strompreisen, beteiligte Bürgerinnen und Bürger zudem von den generierten Erträgen.

Mit sogenannter Agri-Fotovoltaik profitieren auch Landwirtinnen und Landwirte von der Erzeugung erneuerbarer Energien. Gleichzeitig schützen die Anlagen das Erntegut vor Hitze und Hagel.

Dafür setzen wir uns ein:

  • Installation von PV-Anlagen auf städtischen Gebäuden, unter anderem auf dem Dach der Schwabenlandhalle
  • Zügiger Auf- und Ausbau der Fellbacher Nahwärmenetze
  • Bau von Bürgerwindrädern auf dem Kappelberg
  • Austausch und Kooperation mit Landwirtschaft und Weinbau bei der Prüfung und Umsetzung von Agri-Fotovoltaikanlagen
  • Installation von Fotovoltaik zur Stromgewinnung auf Parkplätzen, Radwegen und geeigneten Grünflächen, beispielsweise bei der Kläranlage in Fellbach

1.3 Energetische Sanierung

Neben der nachhaltigen Strom- und Wärmeerzeugung ist auch die effiziente Energienutzung ein wichtiger Baustein für ein klimagerechtes Fellbach.

Energetisch sanierte Gebäude leisten dazu einen entscheidenden Beitrag, denn in diesen steckt sogenannte graue Energie. Diese Energie, die bereits für den Bau von Gebäuden genutzt wurde, sollte nicht durch Abriss von Bestandsimmobilien verloren gehen.

Fortlaufende Sanierungen verhindern den Sanierungsstau und tragen dazu bei, bestehende Gebäude zu erhalten.

Dafür setzen wir uns ein:

  • Energetische Sanierung aller städtischen Gebäude, insbesondere auch von Sporthallen, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen
  • Regelmäßige und systematische Überprüfung aller städtischen Gebäude auf ihren baulichen Zustand sowie Ergreifen zeitnaher Sanierungsmaßnahmen

1.4 Vorfahrt für die Menschen

Mobilität ist ein Grundbedürfnis und Voraussetzung für Teilhabe. Der (motorisierte) Verkehr ist nur eine von vielen Formen, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Die Anzahl und Länge der Wege, die zurückgelegt werden müssen, ist vielfältig und lässt sich beeinflussen. Das Stichwort hier ist Stadt der kurzen Wege.

Für ein gutes Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden in Fellbach brauchen wir gute Rahmenbedingungen. Dazu gehören mehr Sicherheit und mehr Platz für Radfahrende und zu Fuß Gehende. Das Auto darf nicht mehr an vorderster Stelle der Verkehrsplanung stehen.

Sichere Fußwege und genügend sichere Überquerungsmöglichkeiten an Straßen und Kreuzungen sind für Fußgängerinnen und Fußgänger wichtig und beugen Unfällen vor. Ebenso notwendig sind barrierefreie Fußwege. Davon profitieren nicht nur Menschen mit eingeschränkter Mobilität.

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist ein wichtiger Baustein der Verkehrswende. Busse, U-Bahn und S-Bahn müssen gut getaktet und verlässlich sein, damit die Menschen das Angebot auch tatsächlich nutzen. Ebenso unerlässlich sind barrierefreie Haltestellen. Außerdem sollte eine Haltestelle auch ein Ort sein, an dem man komfortabel auf die Verbindung warten kann. Mit einem Dach über dem Kopf, Schatten und gut lesbarer digitaler Anzeige. Wir unterstützen, dass die Stadt laufend weitere Haltestellen barrierefrei und nutzerfreundlich ausbaut sowie mit der Dynamischen Fahrgastinformation ausstattet.

Auch mit optimalem ÖPNV, fußläufig erreichbaren Zielen und ausgebautem Radwegenetz wird es weiterhin individuellen motorisierten Verkehr geben. Um diesen umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten, setzen wir GRÜNE auf neue ebenso wie auf erprobte Konzepte und Technologien.

Dafür setzen uns ein:

Für den Fußverkehr

  • Errichtung von Fußgängerzonen in den Bereichen Neue Mitte Fellbach, Rathaus-Carrée und Bahnhofstraße
  • Mehr Sitzmöglichkeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger im gesamten Stadtgebiet
  • Regelmäßige Pop-up-Fußgängerzonen
  • Fuß- und radfreundlichere Ampelschaltungen
  • Getrennte Rad- und Fußwege
  • Durchgängige und barrierefreie Baustellenumgehungen für zu Fuß Gehende und Radverkehr
  • Gewährleistung der Sicherheit und Barrierefreiheit von Geh- und Radwegen sowie Behindertenparkplätzen, auch abends und am Wochenende
  • Gut beleuchtete und barrierefreie (Schul)wege

Für den Radverkehr

  • Fuß- und Fahrradbrücke zur Gleisquerung am Fellbacher Bahnhof
  • Kurzfristige Entschärfung der Unterführung am Bahnhof und Anlage eines neuen Fußgängerüberwegs zwischen SWF und Bahnhof
  • Zügiger Ausbau der Radschnellverbindung Stuttgart—Schorndorf
  • Fahrradfreundliche Gestaltung von Kreuzungen, beispielsweise durch Fahrradschleusen und vorgeschaltete Ampeln
  • Übersichtskarten zum Radwegenetz an der Stadtgrenze
  • Mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Lastenfahrräder
  • Ausbau eines sicheren Radwegnetzes im gesamten Stadtgebiet

Für den ÖPNV

  • Umsteigefreundliche Ausgestaltung des neu geplanten Verkehrsknotens Lutherkirche/Neue Mitte Fellbach bei der Neugestaltung der Fellbacher Mitte
  • Optimieren der Taktung von Buslinien mit der S- und U-Bahn, insbesondere zu Randzeiten

Für den Autoverkehr

  • Erweiterung von Car-Sharing-Angeboten, wo möglich mit klimafreundlichem Antrieb
  • Erstellen einer Generalplanung für Substanzerhalt und laufende Instandhaltung der Straßen, für die die Kommune zuständig ist; insbesondere schnellere und hochwertigere Ausbesserung von Schlaglöchern
  • Beitritt zur Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“
  • Erweiterung der öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge
  • Einführen des Anwohnerparkens in weiteren Bereichen, zum Beispiel im Bereich der nördlichen Bahnhofstraße 
  • Quartiersgaragen und Parkhäuser zur Entlastung des öffentlichen Raums, beispielweise im Bereich Bahnhofstraße
  • Prüfung, ob Luftreinigung durch das Abluftsystem der Ablufttürme am Stadttunnel möglich ist

Das haben wir erreicht:

  • Tempo 30 in der nördlichen Bahnhofstraße
  • Ausweisung der Theodor-Heuss-Straße und der Pfarrer-Sturm-Straße als erste Fahrradstraßen in Fellbach
  • Erhalt der kostenfreien Radabstellanlagen am Bahnhof
  • Installation von Fahrradabstellanlagen an der Alten Kelter
  • Mehr Kapazitäten beim städtischen Vollzugsdienst zur konsequenten Ahndung von Parkverstößen
Fußnoten:

  1. Die Stelle für Klimamanagement wurde auf unseren gemeinsamen Antrag mit der FW/FD-Fraktion geschaffen. ↩︎