Mahnwache am Rathaus

Eine halbe Stunde Schweigen

Mahnwache für Flüchtlinge, die auf dem Weg übers Mittelmeer gestorben sind

 „Ich bin sehr berührt, dass so viele Menschen zu unserer Mahnwache gekommen sind“, sagt Andrea Weis vom Freundeskreis für Flüchtlinge in Fellbach. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Seenotrettung des Freundeskreises, welche die Aktion am vergangenen Samstag organisiert hat.

Rund 90 Menschen aus Fellbach und den Nachbarkommunen sind dem Aufruf zur Mahnwache gefolgt und haben sich schweigend von 10.30 bis 11.00 Uhr in einer langen Reihe zusammengefunden, um so ein Zeichen gegen Gleichgültigkeit und für Menschenrechte an den Außengrenzen Europas zu setzen.
Quer durch den Rathausinnenhof, an der Lutherkirche vorbei bis zur Haltestelle der U1 zog sich die Menschenkette entlang der „Liste der Todesfälle“. Zwanzig Meter ist sie lang, Namen an Namen – insgesamt 40.555 Namen von Geflüchteten, die auf ihrem gefährlichen Fluchtweg nach Europa seit 1993 den Tod gefunden haben. Mit der „Liste der Todesfälle“ von UNITED, einem Netzwerk mit 560 Unterstützern aus ganz Europa, werden zuverlässig Daten zu Todesfällen von Geflüchteten dokumentiert und archiviert.

Der Freundeskreis für Flüchtlinge setzt sich bereits seit einem Jahr dafür ein, dass die Stadt Fellbach sich dem Bündnis SEEBRÜCKE anschließt und so die Stadt zum Sicheren Hafen für aus Seenot gerettete Flüchtlinge macht. Die Arbeitsgemeinschaft Seenotrettung wirbt seitdem in der Bevölkerung und bei der Verwaltung für Solidarität mit den Geretteten und dafür, dass Fellbach dem Bündnis beitritt, wie Cornelia Funk erklärt. „Mit der Mahnwache wollten wir auf das Thema Sicherer Hafen Fellbach aufmerksam machen und möglichst viele Menschen dafür gewinnen, sich solidarisch einzureihen“, erklärt Cornelia Funk vom Freundeskreis für Flüchtlinge.

Inzwischen gibt es 158 Sichere Häfen in Deutschland, in Baden-Württemberg haben sich bereits 24 Kommunen dem Bündnis angeschlossen. Darunter Waiblingen, Schwäbisch Gmünd, Asperg, Marbach, Reutlingen, Tübingen und Stuttgart. Mit ihrem Beitritt zum Bündnis erklärt sich eine Kommune bereit, zusätzlich zur bereits bestehenden Quote aus Seenot gerettete Menschen aufzunehmen.
Der Freundeskreis für Flüchtlinge Fellbach hatte in Kooperation mit der Stadt Fellbach, der vhs Unteres Remstal, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Fellbach (ACK Fellbach) und den Pfadfindern Oeffingen eine Informationsveranstaltung mit dem Titel „Land in Sicht? – Fellbach und die Seenotrettung im Mittelmeer“ für den 26. März 2020 in der vhs Fellbach geplant. Aufgrund der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Verordnungen musste die Veranstaltung kurzfristig abgesagt werden. Die Mahnwache am 20. Juni hat ein wichtiges Signal gesendet, um die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung für das Thema wieder zu gewinnen. Unterstützt wurde die Aktion vom DGB Fellbach, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Fellbach und den Jusos Unteres Remstal.

Zusatzinfo 

Mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung auf der Flucht
Im vergangenen Jahr 2019 waren knapp 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, wie aus dem neuesten Weltflüchtlingsbericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hervorgeht. Das ist mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung. Davon sind 30 bis 34 Millionen jünger als 18 Jahre. Seit 2010 hat sich die Zahl der Menschen, die auf der Flucht sind, verdoppelt.

Quelle: UNO-Flüchtlingshilfe

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